Zum Inhalt springen

Praxispanel 1

Strategien zur Fachkräftesicherung in bildungsnahen Berufsgruppen

Matthias Riesterer, Kreis Offenbach

Moderation: Dr. Karin Becker, Transferagentur Kommunales Bildungsmanagement Hessen

Im Praxispanel 1 skizzierte Matthias Riesterer, Bildungsmanager aus dem Kreis Offenbach, Strategien zur Fachkräftesicherung im Erziehungs- und Betreuungskontext. Dabei ging er auf die einzelnen Prozessschritte von der Identifizierung des Handlungsfeldes bis zur operativen Umsetzung von Maßnahmen und auf die Rolle des DKBM ein.

Die Kombination aus hohem Handlungsdruck und Abstimmungsbedarf sowie einer fachübergreifenden Arbeitsstruktur habe in Verbindung mit der Ressource Koordination eine dynamische Wechselwirkung entfaltet, berichtete Matthias Riesterer. Das datenbasierte kommunale Bildungsmanagement bilde dabei bis heute die koordinierende und datenliefernde Klammer zwischen den verschiedenen Akteuren und Gremien. Zudem sorgten kontinuierliche Rückkopplungsschleifen zwischen der Lenkungsgruppe und den Arbeitsgremien dafür, dass sich die Strukturen mit Leben füllten. Als entscheidenden Gelingensfaktor identifizierte er die kooperativ entwickelte Schwerpunktsetzung auf Basis einer politischen Beschlussfassung. Außerdem habe die Festlegung der Zuständigkeiten für die Weiterbearbeitung der Schwerpunkte und die frühzeitige Einbindung der kreisangehörigen Kommunen wesentlich zum Erfolg beigetragen.

Der Prozess habe 2022 an Fahrt aufgenommen und erste Erfolge geliefert. Durch Anpassungen in den Arbeitsstrukturen wie der Zusammenführung der Arbeitsgremien in einer Arbeitsgruppe auf der rein fachlichen Ebene, deren Erweiterung mit relevanten externen Akteuren oder die stärkere Einbindung in bereits bestehende Aktivitäten, seien Vernetzungen gestärkt worden und somit sowohl auf operativer als auch auf strategischer Ebene positive Ergebnisse verbucht worden. Beispielsweise sei ein Infotag zum Erzieherberuf durchgeführt worden, mit dem auch die Eltern als wichtige Zielgruppe für den Prozess der Berufsfindung angesprochen wurden. Durch die Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit sei nun der Einsatz des Bildungsgutscheins für die Ausbildung zur Sozialassistenz möglich. Nicht zuletzt werde im Rahmen eines EU-Projektes mit der Stadt Offenbach die Fachkräftegewinnung aus dem Ausland angegangen. Auf strategischer Ebene wiederum habe die datenbasierte Herangehensweise in Form des Bildungsberichts bei der Identifizierung und Bearbeitung von Handlungsfeldern geholfen. Die multiprofessionelle und fachübergreifende Zusammenarbeit habe das notwendige Vertrauen für eine produktiven Austausch entstehen lassen, aus dem heraus nun Maßnahmenvorschläge in die Lenkungsgruppe eingebracht werden.

In der anschließenden Diskussion wurden Umsetzungsfragen an den Referenten gestellt. Deutlich wurde, dass sich auch in weniger offensichtlichen Kooperationen und Herangehensweisen Chancen eröffneten. Beispielsweise koordiniert und schult die hiesige IHK Ausbildungsbotschafter*innen – eine Idee des ansässigen OloV Netzwerkes – und das, obwohl die erzieherischen Berufe nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich liegen. Zudem tauschten sich die Teilnehmenden zu vergleichbaren Erfolgsgeschichten aus. Auf allseits geäußerten Wunsch veröffentlichen wir die im Chat aufgeführten weiteren guten Beispielen für fachübergreifende Zusammenarbeit zur Fachkräftesicherung:

  • Die hessenweite OloV-Strategie (Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule-Beruf) arbeitet seit über 15 Jahren erfolgreich daran, alle Aktivitäten, die Jugendliche auf ihrem Weg in eine Ausbildung unterstützen, sinnvoll zu bündeln.
  • Der Landkreis Mühldorf am Inn bildet aktuell intern einen Zusammenschluss von Jugendamt und Bildungsmanagement, um das Thema Fachkräftegewinnung im Erziehungsbereich zu bearbeiten.
  • Die Metropolregion Rhein-Neckar hat 2021 eine Fachkräftestrategie verabschiedet ,mehrere Arbeitskreise gebildet und stellt derzeit eine Fachkräftekampagne auf die Beine.
  • Die hessenweite (Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule) arbeitet seit über 15 Jahren erfolgreich daran,  alle Aktivitäten, die Jugendliche auf ihrem Weg in eine Ausbildung unterstützen, sinnvoll zu bündeln.
  • Die Stadt Heidelberg macht verschiedene Angebote, bspw. die Heidelberger Ausbildungstage, wo sich verschiedene Betriebe vorstellen und die Möglichkeit bieten, vor Ort Kontakte zwischen potenziellen Auszubildenden und Unternehmen zu knüpfen. Zusätzlich zu zahlreichen Unterstützungsangebote an den Schulen wurde im Rahmen der Neugestaltung des Übergang Schule-Beruf ein regionales Übergangsmanagement ähnlich der hessischen OloV-Strategie und eine individuelle Begleitung an zwei beruflichen Schulen eingerichtet.
  • Im Schwalm-Eder-Kreis gibt es ein "Bildungsnetzwerk Pflege", in dem Pflegeschulen zusammenarbeiten. Dies vernetzt sich gerade mit weiteren Bildungsträgern zur gemeinsamen Aktivierung zusätzlicher Zielgruppen.
  • Aus der Transferagentur Niedersachsen kam der Hinweis auf die Niedersächsische Übersicht von regionalen Fachkräftebündnissen.
  • Die Kreise Lörrach und Waldshut arbeiten in der Fachkräfteallianz Südwest zusammen und hier insbesondere beim virtuellen Jobbus Südwest.

 

Zurück zum Seitenanfang