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Mehr als Lernen – Schule als sozialer Ort

Praxisforum 1

Das Praxisforum "Mehr als Lernen – Schule als sozialer Ort" befasste sich mit aktuellen Entwicklungen in Hessen im Bereich der ganztägig arbeitenden Schulen. Thematisiert wurden sowohl Chancen und Herausforderungen bei der Gestaltung von Schule als sozialem Ort als auch Aspekte der interdisziplinären Zusammenarbeit unter Fachkräften einschließlich der Verzahnung von Schule und Kommunalverwaltung.
Zunächst stellte Michael Schmitt von der Serviceagentur "Ganztägig lernen" Hessen die Aufgaben und Angebote der Agentur vor. Sein Team aus abgeordneten Lehrkräften und Sozialpädagogen ist in regionale Zuständigkeiten aufgeteilt und, wenn möglich, auch in den regionalen Steuerungsgruppen zum Ganztag präsent. Im Zusammenhang mit dem von der Bundesregierung beschlossenen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung von Kindern im Grundschulalter ab 2026 rechne er mit zunehmender Nachfrage und vor allem auch mit hohem Absprachebedarf bezüglich der Rechtsgrundlagen im hessischem Schulgesetz und SGB VIII. Um qualitativ hochwertige Angebote vorzuhalten, bedürfe es darüber hinaus eines noch stärkeren Ausbaus der Zusammenarbeit auf der strategischen Ebene von kommunaler Bildungsplanung und -steuerung, insbesondere bei der Erarbeitung gemeinsamer Konzepte und Beratungslinien mit Schulämtern und Jugendhilfeträgern. In der Praxis vor Ort seien ferner die Koordination von Arbeitskreisen, die Organisation von Informationsveranstaltungen, gemeinsame Fortbildungen (auch zum Bildungsbegriff) und die inhaltliche Konzeptarbeit in der Kooperation mit allen Beteiligten wichtig für einen gelingenden Ganztag.

Bernadett Szarka von der Kasseler Schule Am Wall erläuterte in ihrem Impuls, wie eine solche Kooperation am Beispiel dieser Grundschule im "Pakt für den Nachmittag" aussieht. Als Fachkraft für schulbezogene Sozialarbeit ("SchubS") ist sie in der Einrichtung für die Koordination des Zusammenspiels von Bildung und Betreuung zuständig. Nach einer kurzen Präsentation des Leitbilds der Schule und des vielseitigen Schulprogramms hob sie besonders die sehr breit aufgestellten multiprofessionellen Teams hervor, die neben (sozial)pädagogischen Fachkräften, Fachkräften für Sozialarbeit und den Ganztag und Schulassistenzen auch Praktikantinnen und Praktikanten verschiedener Professionen sowie Ehrenamtliche und Eltern umfassen. Daraus gehe eine Vielzahl an Abstimmungs- und Gesprächsstrukturen hervor, deren Organisation häufig herausfordernd sei, da beispielsweise gemeinsame Besprechungszeiten von Lehr- und Erziehungskräften nur in wenigen Zeitfenstern stattfinden könnten. Aktuell werde die ohnehin komplexe Lage durch die große Anzahl an Kindern erschwert, die zugezogen seien oder infolge des pandemiebedingten Unterrichtsausfalls das Schuljahr wiederholten. In der Schule Am Wall werde die Verzahnung von Unterricht und Betreuung durch den Einsatz derselben (sozial)pädagogischen Fachkräfte sowohl im Unterricht als auch in der Betreuung unterstützt. Trotz insgesamt knapper Zeitressourcen pflege man ein gutes Verhältnis zu den Eltern, lade diese ein, am Unterrichtsbeginn teilzunehmen, biete ein Elterncafé an und habe auch mit Stadtteiltreffen gute Erfahrungen gemacht. In Frau Szarkas Vision der Schule seien nicht nur alle Kinder täglich – auch in den Ferien – von 07:30 bis 16:00 Uhr in der Schule, sondern erhielten auch kostenloses Frühstück und Mittagessen.

In der anschließenden Diskussion wurden als Hürden für einen gelingenden Ganztag die unterschiedlichen Rechtskreise angeführt, die in der Schule aufeinanderträfen und häufig den Arbeitsalltag verkomplizierten. Der Ausbau des Ganztags stoße jedoch auch an finanzielle Grenzen. Unter Umständen müssten Kommunen die Einrichtung von Hort- und Kitaplätzen finanziell gegeneinander abwägen. Der Ganztag sei also ebenfalls ein politisches Thema, da insgesamt mehr Mittel nötig seien, um beispielsweise Ganztagskräfte sowie die Vernetzungsarbeit der pädagogischen Fachkräfte angemessen zu entlohnen. Auf Landesebene sei der höhere Mittelbedarf bereits erkannt worden, und der Ganztag erhalte zunehmend mehr Mittel.


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