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Bildung kooperativ denken – Herausforderung für Verwaltung und Zivilgesellschaft

Art: Fachtag
Ort: Haus am Dom,
  Domplatz 3,
  60311 Frankfurt am Main
Datum: 03.05.2018
Uhrzeit: 10:30–16:30 Uhr

Gemeinsam stärker: wie Zivilgesellschaft und Kommunalverwaltung für die Bildung vor Ort zusammenarbeiten

Bildung ist einer der größten Bereiche gesellschaftlichen Engagements. So zeichnet sich auch die kommunale Bildungslandschaft durch eine breite Mitwirkung verwaltungsexterner Akteure aus. Aus kommunaler Sicht ist es daher unerlässlich, die Zivilgesellschaft hier einzubeziehen. Unter dem Motto "Bildung kooperativ denken – Herausforderung für Verwaltung und Zivilgesellschaft" kamen am 03. Mai Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunen, bildungsnahen Einrichtungen, Vereinen und Stiftungen in Frankfurt am Main zusammen, um gemeinsam Chancen und Ansätze zur kooperativen Gestaltung von "Bildung vor Ort" zu beleuchten und zu diskutieren. Als Leiterin der Transferagentur lud Felicitas von Küchler die Anwesenden in ihrem Grußwort dazu ein, den Begriff der Kooperation neu zu denken: Im Gegensatz zu einer ersten Fachtagung der Transferagentur Hessen in diesem Themenfeld im Frühjahr 2016, an der in erster Linie Stiftungen beteiligt waren, gehe es heute darum, die Definition der Zivilgesellschaft zu erweitern: Bildungsaktivitäten fänden lokal auch in Bürgerinitiativen, Freiwilligennetzwerken und Vereinen statt. Ein umfassendes Bild dieses breiten lokalen zivilgesellschaftlichen Ansatzes zeichnete anschließend Dr. Ansgar Klein vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement in seinem Vortrag: Bundesweit setzten sich Bürgerinnen und Bürger in den unterschiedlichsten Zusammenhängen ein, für die kommunale Bildungslandschaften einen guten Entwicklungsraum böten. Dabei gehe dieses Engagement weit über das Konzept der Arbeitsgesellschaft hinaus, deren Strukturen oft diese Betätigung in der Freizeit erschwerten. Er plädierte zudem dafür, dass das Ehrenamt nicht als "Lückenbüßer" für öffentliche Aufgaben herangezogen werden dürfe.

Kommune und Zivilgesellschaft: eine Zugewinngemeinschaft für die Bildung?

In der anschließenden Gesprächsrunde tauschten sich Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Kommune darüber aus, warum die Zusammenarbeit von Kommunalverwaltung mit Beteiligten und Multiplikatoren aus Zivilgesellschaft für die Gestaltung kommunaler Bildungslandschaften wichtig ist und worin die Vorteile einer guten Kooperationskultur liegen. Neben Dr. Klein nahmen Katharina Dreuw von UPJ, Jana Priemer von der ZiviZ gGmbH im Stifterverband, Gudrun Schwind-Gick vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und Markus Rempe von der Lippe Bildung eG teil. Alle waren sich darin einig, dass Kooperationen zwischen Kommunen und Zivilgesellschaft keine Selbstläufer sind, sondern gesteuert werden müssten. Kommunen komme hierfür nicht nur eine zentrale Koordinierungsfunktion zu, sie seien darüber hinaus auch für die Nachhaltigkeit der aufgebauten Strukturen verantwortlich. Dabei hätten sie die Möglichkeit, eigene thematische Akzente zu setzen oder sogar eine "Themenführerschaft" für einzelne Bereiche wahrzunehmen.

Bürgerschaftliches Engagement wertschätzen und nutzen

Die unterschiedlichen Sichtweisen auf das Thema wurden in drei weiteren Expertenforen noch genauer erörtert: Im Forum "In Bewegung bringen – Bildungsort Sportverein" vermittelten Gudrun Schwind-Gick (DOSB) und Ute Barthel von der Deutschen Sportjugend im Deutschen Olympischen Sportbund (DSJ) die Bedeutung von Sportvereinen als Bildungspartner und Lernorte für Demokratiebildung und soziale Kompetenzen. Dabei sähen sich Vereine zunehmend durch die geänderten Rahmenbedingungen des ehrenamtlichen Engagements herausgefordert. Vielfach wünschten sie sich, auch mit ihren Bildungsaktivitäten öffentlich wahrgenommen zu werden. Vor diesem Hintergrund plädiere der DOSB für eine Abbildung des Breitensports im Nationalen Bildungsbericht sowie für eine Berücksichtigung in den kommunalen Bildungsberichten. Katharina Dreuw erläuterte in ihrem Forum "Möglichkeiten und Chancen von Kooperationen. Neue Verbindungen schaffen zwischen Zivilgesellschaft, Kommune und Wirtschaft", wie eine Verbindung mit der örtlichen Wirtschaft in kommunalen Aufgabenfeldern für alle Beteiligten gewinnbringend sein kann. Entscheidend seien dabei eine offene Grundhaltung füreinander und die gemeinsamen Aufgaben. Im Forum "Vereine, Stiftungen und Co. – die neuen Bildungspartner?" stellte Jana Priemer den ZIVIZ-Survey vor, der die organisierte Zivilgesellschaft untersucht. Im Mittelpunkt stehe hier allerdings die Organisationsperspektive und nicht individuelle Motive und Fragestellungen. Aus den Ergebnissen zeichne sich eine wachsende und vielfältige Organisationslandschaft ab, in der das Engagement für Bildung stark zugenommen habe.

Mit neuen Partnern mehr erreichen – kommunale Bildungslandschaften ausbauen

In den nachfolgenden Praxisforen wurden drei Beispiele von Kooperationen mit Zivilgesellschaft auf kommunaler Ebene präsentiert: Simone Groos von der Stiftung Zuhören und Markus Rempe (Lippe Bildung eG) veranschaulichten in ihrem Forum "Bildung gemeinsam verantworten – Nachhaltige Gestaltung von Bildungsprojekten" am Beispiel ihrer Zusammenarbeit, dass Bildung nicht nur kooperativ gedacht, sondern auch gemeinsam umgesetzt und nachhaltig gestaltet werden sollte. Mittels der Bildungsgenossenschaft konnte die Stiftung Zuhören gut auf die regionalen Akteure – auch außerhalb der Kommunalverwaltung – zugehen und ihr Programm in 65 frühkindlichen Einrichtungen durchführen. Unter der Devise "Schule neu denken" brachte Natalie Sadik vom Landkreis Saarlouis im Forum "Partizipation als Chance zur Entwicklung und Gestaltung von Bildungslandschaften" den Teilnehmenden verschiedene Beteiligungsprojekte an Schulen und im öffentlichen Raum des Landkreises näher. So schilderte sie exemplarisch, wie die Schule als einer der wichtigsten Lern- und Lebensorte junger Menschen in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten weiterentwickelt werden kann. Im Forum "Bildung kooperativ denken: mit dem Diesterweg-Stipendium" stellte Giesela von Auer von der Polytechnischen Gesellschaft ein Kooperationsprojekt von Stiftung, Land und Kommune vor, das Kinder aus der vierten und fünften Klassenstufe fördere, die zwar begabt, aber sozial herausgefordert seien. Das Besondere am Diesterweg-Programm liege darin begründet, dass es sich nicht "nur" an Schülerinnen und Schüler, sondern jeweils an die gesamte Familie richte.

Abschied und Ausblick

Abschließend hob Felicitas von Küchler das Transferpotential von Kooperationen mit der Zivilgesellschaft hervor. Dabei müssten Kommunen aber ihre eigenen Anknüpfungspunkte finden. Sie ermutigte sie daher dazu, noch mehr Bildungsprojekte in gemeinsamer Verantwortung durchzuführen und verlieh ihrer Hoffnung auf weitere gute Anregungen aus hessischen Kommunen Ausdruck. Für die engagierten Diskussionen bedankte sie sich bei allen Teilnehmenden und kündigte für Juli die Übergabe der Leitung der Transferagentur Hessen an Dr. Elisabeth Aram an.

 

Galerie

Fotos: Joachim Storch

Kontakt

Dr. Karin Becker
Telefon 069 27224-728
E-Mail: karin.becker@remove-this.transferagentur-hessen.de

Carolin Seelmann
Telefon: 069 27224-735
E-Mail: carolin.seelmann@remove-this.transferagentur-hessen.de

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