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ZiviZ-Survey 2017 - Wer sind die neuen Bildungspartner?

Dass Bildung nicht nur in der Schule stattfindet, ist spätestens seit den Neunzigerjahren bekannt, als das Bildungswesen begann, sich zunehmend auch für non-formale und informelle Lernangebote zu öffnen.

Im nationalen Bildungsbericht haben sie inzwischen einen festen Platz gefunden. Weniger bekannt ist hingegen, wer die Organisationen sind, die in das (staatliche) Bildungswesen hineinwirken und wie sie es tun. An dieser Frage setzt eine Sonderauswertung der "Zivilgesellschaft in Zahlen – ZiviZ", eine Tochtergesellschaft des Stifterverbands, an, die sie 2016/2017 durchführte. Aus über 633 Tsd. Vereinen, Stiftungen, gemeinnützigen GmbHs und Genossenschaften wählte sie per Zufall gut 71 Tsd. Organisationen aus, sich am ZiviZ-Survey zu beteiligen; insgesamt gingen Informationen von 6.334 Organisationen in die Auswertung ein.

Wachsendes Engagement für Bildung

Engagement für Bildung hat es schon immer gegeben, aber das aktuelle Ausmaß ist neu – so kommentiert ZiviZ die Fragen nach dem Handlungsfeld. 33 Prozent aller zivilgesellschaftlichen Organisationen ordnen zumindest einen Teil ihrer Aktivitäten der Bildung zu, ein Anstieg von acht Prozentpunkten gegenüber dem letzten Survey aus dem Jahr 2012. 19 Prozent der befragten Organisationen nannten Bildung sogar als ihr Haupthandlungsfeld, ein Zuwachs von fünf Prozentpunkten im Vergleich zu 2012. Nach Sport ist "Bildung/Erziehung" das zweitgrößte Handlungsfeld, gefolgt von "Kultur/Medien" und "Soziale Dienste".

Organisationen im Handlungsfeld Bildung

Klassische Vereine stellen den größten Anteil an den Organisationen mit Bildungsbezug dar (95 Prozent; absolut: 280 Tsd. mit Bildungsbezug). Die annähernd 10 Tsd. Bildungsstiftungen und gemeinnützigen GmbHs kommen zusammen auf fünf Prozent. Dennoch prägen gerade Stiftungen und gGmbHs in der öffentlichen Wahrnehmung das Bild vom zivilgesellschaftlichen Bildungsakteur, auch wenn viele, zumeist kleinere Vereine, ebenfalls Bildungsangebote durch lokales Engagement bereitstellen. Diese Wahrnehmungsverschiebung auf Stiftungen hängt vermutlich damit zusammen, dass sich fast jede zweite Stiftung mit bildungsrelevanten Themen befasst: 24 Prozent der befragten Stiftungen nennen Bildung als Haupthandlungsfeld, und 26 Prozent sind auch in Bildung aktiv, wenn sie sich einem anderen Haupthandlungsfeld zuordnen. Außer den bereits erwähnten Organisationen ziehen die "neuen Professionellen", die "etablierten Professionellen" und die "neue Bürgerschaft" bürgerschaftliches Engagement an. Die "neuen Professionellen" sind meist kleine Organisationen, Ende der 1990 Jahre gegründet, mit hauptamtlichen Beschäftigten, die die Geschäfte führen und Netzwerkkontakte pflegen. "Tausche Bildung für Wohnen e.V." ist ein Beispiel für solch einen Organisationstyp. Sie sind überdurchschnittlich häufig in Verbänden vernetzt und sind häufig in kommunale Bildungslandschaften eingebunden. Ähnliches gilt auch für die "etablierten Professionellen", zu denen beispielhaft die Arbeiterwohlfahrt gehört. "Etabliert" ist diese Organisationsform deshalb, weil viele bereits Anfang der 1970er Jahre entstanden sind. Sie arbeiten zwar seltener mit anderen Akteuren zusammen als die "neuen Professionellen", sind aber häufig Teil der Bildungslandschaft. Die "neue Bürgerschaft" ist der jüngste Typ einer bürgerschaftlichen Organisation. Es sind meist kleine Vereine, häufig entstanden Anfang bis Mitte der 2000er Jahre. Ein typisches Beispiel für diesen Organisationstyp ist der Förderverein für eine Schule oder einen Kindergarten. Vereine der "neuen Bürgerschaft" setzen sich meist für Angelegenheiten auf kommunaler Ebene ein, sind jedoch nur selten an Bildungslandschaften beteiligt. Vor allem die "etablierten" und "neuen Professionellen" sowie Stiftungen sind gut im Bildungssystem vernetzt, arbeiten in der Region mit Kommunen, Verwaltungen, Unternehmen, Schulen sowie öffentlichen Bildungseinrichtungen zusammen und sind Teil der Bildungslandschaft.

Unterstützung durch Kommunen

Kommunen und das lokale Umfeld profitieren von der Arbeit der Organisationen. Sie unterstützen diese Organisationen aber auch, zumeist in Form eines nicht finanziellen Beitrages. Die unentgeltliche oder vergünstigte Bereitstellung von Infrastruktur (Räume, Sportanlagen) kommt allen Organisationstypen zugute, am stärksten den klassischen Vereinen (92 Prozent) und der neuen Bürgerschaft (72 Prozent). Sachspenden gehen am häufigsten an neue und etablierte Professionelle (55 bzw. 53 Prozent) und an die "neue Bürgerschaft" (53 Prozent). Stiftungen profitieren insbesondere von Personal und Serviceleistungen (49 bzw. 37 Prozent). Insgesamt macht die ZiviZ-Studie die Vielfalt an Organisationen im Bildungsbereich deutlich. Sie sind beredter Ausdruck von gesellschaftlicher Verantwortungsübernahme und der Bereitschaft zu Integration.

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