Zum Inhalt springen

Sie befinden sich hier:

Einflüsse der Pandemie auf das lokale Bildungsgeschehen. Erfassung, Einordnung und Darstellung im kommunalen Bildungsmonitoring

Art: Online-Seminar
Ort: virtueller Konferenzraum
Datum: 30.03.2021
Uhrzeit: 10:00–15:00 Uhr


Die Auswirkungen der Pandemie auf die Bildungsentwicklung waren Thema im Seminar der Transferagentur Hessen Ende März: Wie hat die globale Krise das lokale Bildungsgeschehen beeinflusst, in welchen Bereichen bzw. bei welchen Gruppen wurden durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie Hürden auf dem Weg zu Bildungserfolg und gleichberechtigter Teilhabe aufgebaut und wie kann das Bildungsmonitoring dies in der Berichterstattung abbilden?
 

Daten sind noch sehr lückenhaft

Ausgehend von diesen Fragestellungen gab zunächst Dr. Kerstin Hoenig (DIE), einen kuratierten Überblick zum aktuellen Kenntnisstand über die Einflüsse der Pandemie auf Bildungsprozesse im Lebenslangen Lernen. Die bisher veröffentlichten Daten sind noch sehr lückenhaft, beziehen sich nur auf die Frühphase der Pandemie und basieren meist auf Selbstauskünften. Insofern geben sie zwar einen ersten Eindruck davon, wie sich der Alltag und das Lernen in allen Altersklassen massiv verändert haben, die Ergebnisse erlauben aber noch keine belastbaren Aussagen über die langfristigen Folgen. Es zeichnen sich jedoch beunruhigende Entwicklungen ab. Beispielsweise können bereits benachteiligte Kinder und Jugendliche die Krise weniger gut bewältigen und erfahren gleichzeitig auch weniger unterstützende Interaktion mit der Schule. Seit dem frühen Lockdown wurde in Bezug auf Infrastruktur und Ausstattung zwar in allen Bildungsbereichen stark aufgeholt, parallel dazu ist jedoch der Belastungsdruck der Betroffenen gestiegen und Nachteile einzelner Individuen werden sich über die Zeit kumulieren. Wie sich die Pandemie auf lange Sicht auf das Bildungsgeschehen auswirken wird, werden erst weitere Studien zeigen können.

Blick auf die Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern

Prof. Silke Anger und Malte Sandner (IAB) warfen dann einen fokussierten Blick auf die Lebenswelt und den Bildungsweg von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Altersgruppen. Datenbasis hierfür waren eigene Studien, die die Entwicklung zwischen Frühjahr und Herbst 2020 aufzeigen. In Folge des reduzierten Lernens und der psychisch belastenden Situation deuten die Ergebnisse auf eine geringere kognitive Lernentwicklung sowie eine Beeinträchtigung der sozio-emotionalen Entwicklung hin. Der Schulausfall führe somit zu Einbußen bei Kompetenzerwerb, Beschäftigungschancen und Einkommen. Und was bedeutet dies für die Zukunftsaussichten der jungen Menschen? Die Sorgen um ihre schulischen Leistungen und ihre berufliche Zukunft sind groß und es kann von Umorientierungen bei der Planung der beruflichen Zukunft ausgegangen werden. Mit einem Ausbau der Berufsorientierungsangebote hat die Kommune hier die Möglichkeit steuernd zum Wohlbefinden der Jugendlichen und zur Fachkräftesicherung beizutragen.
 

Corona als Herausforderung für das Bildungsmonitoring

Die Erkenntnisse aus der Wissenschaft wurden dann mit praktischem Wissen aus zwei Kommunen ergänzt. Diese gaben Einblick, wie Bildungsmanagement und -monitoring auf Basis aktueller Daten und Analysen die Bewältigung der Pandemie unterstützen und begleiten.

Das Bildungsbüro der Stadt Fürth hat den deutschlandweit ersten Corona-Report veröffentlicht. Dazu wurden ab Juli 2020 eigene Erhebungen und Interviews bei Betreuungseinrichtungen, Schulen und Eltern durchgeführt sowie die Umfrageergebnisse und Veröffentlichungen weiterer Akteure der Bildungslandschaft eingebunden. Veit Bronnenmeyer berichtete wie die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen dokumentiert wurden, stellte die identifizierten Bildungsbenachteiligungen vor und zeigte Handlungsoptionen der Kommune auf. Der Bericht hat dem Thema "Bildungsgerechtigkeit" eine deutliche Relevanz in der politischen Agenda verschafft und zur Gründung einer Kommission aus Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen zum Ausgleich von Bildungsbenachteiligungen geführt.

Im Landkreis Mainz-Bingen wurden alle Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen mit Tablets ausgestattet. Um Prozesse der Bereitstellung und Wartung genauso wie die Nutzung im Präsenz- und im Distanzunterricht zu optimieren, traten Schulverwaltung und Bildungsbüro in einen intensiven Dialog. Jaqueline Brossart berichtete, wie das Bildungsbüro in Kooperation mit der der Universität Mainz daraufhin mit der strategischen Leitung der Begleitforschung zum Einsatz der Tablets beauftragt wurde, über die ersten Schritte und den Stand der Konzeptionierung. Im Vorhaben spielen Modelle der Technologieakzeptanz und der digitalen Kommunikation eine wichtige Rolle.
 

Kommunale Handlungsoptionen nutzen

In der Abschlussrunde hoben die Referentinnen und Referenten aus der Wissenschaft noch einmal hervor, dass Kommunen insbesondere im frühkindlichen Bildungsbereich ihre Steuerungsmöglichkeiten ausschöpfen sollten, weil Versäumnisse an dieser Stelle sehr lange nachwirkten. In allen Bildungsbereichen sollte es außerdem Ziel sein, mit geeigneten Konzepten zurück zu Präsenzangeboten in Betreuung und Bildung zu kommen und erfolgreiche Beratungs- und Unterstützungsangebote weiter auszubauen. Die beiden Bildungsbüros stellen sich auf einen steigenden Koordinierungsaufwand durch neue Maßnahmen ein und wollen in Zukunft nicht nur die Rahmenbedingungen von Bildung, sondern verstärkt auch die Wirkung von Maßnahmen in der Bildungsberichterstattung abbilden.

Kontakt

Dr. Karin Becker
Telefon 069 27224-728
karin.becker@remove-this.transferagentur-hessen.de

Zurück zum Seitenanfang