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Diskussionspanel 2

Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt

Dr. Carola Burkert, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB), Frankfurt am Main

Moderation: Eva Schäfer, Transferagentur Hessen

Im Diskussionspanel am Nachmittag nahm Dr. Carola Burkert vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) die zunehmende Digitalisierung durch den Einsatz neuer Technologien als einen Treiber der zukünftigen Arbeitswelt in den Fokus. Sie illustrierte ihre Ausführungen mit Daten zu Entwicklungen in Hessen.

Arbeitsmarkteffekte durch technischen Fortschritt seien sowohl regional als auch branchenbezogen sehr unterschiedlich ausgeprägt und nicht grundsätzlich negativ zu bewerten. Auswirkungen des technologischen Fortschritts – wie eine erhöhte Produktivität oder die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen – zeigten teilweise gegenläufige Effekte auf die Beschäftigungssituation, weshalb Prognosen nur sehr schwer zu treffen seien. Berufe würden jedoch nicht gänzlich verschwinden, sondern Berufsbilder sich verändern, wenn einzelne Tätigkeiten durch Automatisierung ersetzt werden. Entlang dieser Annahme errechne das IAB alle drei Jahre das sog. Substituierbarkeitspotenzial verschiedener Berufsgruppen. Die Kennzahl gebe eine Wahrscheinlichkeit für die rein technisch mögliche Ersetzbarkeit eines bestimmten Berufs oder einzelner Tätigkeiten ab – rechtliche, qualitätsbezogene, ethische oder wirtschaftliche Fragen würden dabei nicht berücksichtigt. Daher seien die Berechnungen nicht als Zukunftsprognose zu verstehen, sondern als Instrument, um künftige Anforderungsstrukturen und entsprechend benötigte Kompetenzen zu identifizieren.

Die Entwicklungen in Hessen zeigten, dass derzeit 32% der Beschäftigten von einem Substituierbarkeitspotenzial über 70% betroffen seien. Regional zeigten sich dabei deutliche Disparitäten, denn Branchen und Berufe veränderten sich in unterschiedlichem Ausmaß und die regionale Struktur bestimme direkt die Zahl der Betroffenen. Beschäftigte könnten sich z.B. über den Job-Futuromat zu den Veränderungen im eigenen Berufsfeld informieren, Hinweise auf Weiterbildungspotenziale erhalten und die Abschätzung der Chancen auf eine auskömmliche Arbeit vornehmen. Für die allgemeine Arbeitsmarktentwicklung könne festgehalten werden, dass zunehmend nicht nur Helferberufe sondern auch komplexere Tätigkeiten in Expertenberufen automatisiert werden könnten. Insbesondere in der Fertigung seien bereits viele Beschäftigte betroffen, weniger schnell verlaufe die Entwicklung z. B. in Dienstleistungsberufen, die viel Interaktion und hohe Flexibilität erforderten, oder in Berufen die v. a. durch analytisches Denken geprägt sind.

Entsprechend würde ein lebenslanges Lernen immer wichtiger für eine stetige Anpassung an rasante technische Fortschritte. Die Herausforderung für die Kommunen bestehe dabei weniger im Verlust von Arbeitsplätzen als in der Vorbereitung der Menschen auf neue Anforderungen. Veränderte Tätigkeiten und neu entstehende Berufe, die Anforderungen auch an übergreifende Kompetenzen und neue Möglichkeiten für das Lernen verlangten nach einer (Weiter-)Bildungsoffensive. Die dafür notwendigen Anpassungen des Bildungssystems standen daher auch im Fokus der anschließenden Diskussion mit Teilnehmenden.

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