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Lese- und Rechtschreibschwäche wird weniger

Anfang Mai hat die Universität Hamburg die neue Grundbildungsstudie Level One 2018 (LEO) im Rahmen der Jahreskonferenz der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung (AlphaDekade) präsentiert. Die repräsentative Studie ist die zweite dieser Art und untersucht den funktionalen Analphabetismus in Deutschland. Dafür wurde die deutschsprechende Wohnbevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren erfasst. Im Unterschied zur Vorgängerstudie gingen die Autorinnen hier vermehrt der Frage nach gesellschaftlicher Teilhabe in verschiedenen Lebensbereichen wie Politik, Gesundheit oder Finanzen nach.

Signifikant positive Entwicklungen

Die Ergebnisse von LEO 2018 zeigen, dass in den letzten sieben Jahren eindeutige Fortschritte gemacht wurden: So ist die Zahl der sogenannten funktionalen Analphabeten, (Lese- und Schreibfähigkeiten sind für eine allgemeine gesellschaftliche Teilhabe nicht ausreichend) um circa 1,3 Millionen Menschen deutlich zurückgegangen. Ebenso ist die Zahl der Erwachsenen, die zwar Texte verstehen, aber weder gut lesen und noch weitgehend fehlerlos schreiben können, von 13,4 Millionen auf 10,6 Millionen zurück gegangen. Gründe für diese Entwicklung könnten gezielte Kampagnen zur Enttabuisierung des Themas, die Verstärkung der Netzwerkarbeit sowie die Weiterentwicklung von (Selbst-)Lernangeboten sein.

Lücke im System dennoch zu groß

Trotz der Erfolge, die die Studie präsentiert, können weiterhin 6,2 Millionen volljährige Menschen in Deutschland nicht ausreichend lesen und schreiben. Das sind 12,1 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Dabei hat mit 76 Prozent die große Mehrzahl von ihnen einen Schulabschluss, 16,1 Prozent sogar einen hohen. 62,3 Prozent der Betroffenen sind mit ihrer Lese- und Schreibschwäche erwerbstätig. Die Bewältigung des täglichen Lebens ist für diese Menschen sehr viel schwerer als für Menschen mit ausreichender Literalität. Die verantwortliche Wissenschaftlerin der Universität Hamburg, Prof. Dr. Anke Grotlüschen, bilanziert daher: "Den Telefon- oder Stromanbieter zu wechseln, trauen sich nur 50 Prozent der gering literalisierten Erwachsenen zu. Zwei Drittel haben große Schwierigkeiten, politische Fragen zu verstehen und einzuschätzen. Die neue LEO-Studie zeigt, dass das Leben mit geringer Literalität mit Ausgrenzungen und großen Unsicherheiten im Alltag verbunden ist. An dieser Stelle müssen Bildungsangebote ansetzen."

Die LEO-Studie 2018 der Universität Hamburg ist die größte und wichtigste repräsentative Studie zu Literalität von Erwachsenen in Deutschland. Sie gibt Aufschluss über Alter, Geschlecht, Herkunft, Familien- und Erwerbsstatus sowie Schul- und Berufsbildung von Menschen mit geringen Lese- und Rechtschreibkompetenzen in Deutschland. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 180 Millionen Euro gefördert und ist ein zentraler Baustein der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung.

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