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Mitreden – von Anfang an

Hessisches Kultusministerium verabschiedet Maßnahmenpaket zur Förderung der Bildungssprache Deutsch

Am Anfang des (Bildungs-)Lebens steht der Spracherwerb. Dabei geht es nicht nur um den schulischen Erfolg, sondern um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben insgesamt. In diesem Kontext hat das Hessische Kultusministerium (HKM) Ende letzten Monats ein abgestimmtes Bündel an Fördermaßnahmen zur Stärkung bildungssprachlicher Kompetenzen verabschiedet. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler mit und ohne Migrationsgeschichte beim Deutschlernen zu unterstützen. Das geplante Maßnahmenpaket besteht aus drei wesentlichen Elementen: der Stärkung grundlegender Fertigkeiten, der Förderung der Lesekompetenz sowie dem Ausbau von Handlungskompetenz mit Texten und Sprache. Hierzu setzt es an allen Bildungsstationen an – im Fokus sind sowohl die Vorlaufkurse am Übergang zwischen Kita und Grundschule als auch die Primar- und Sekundarstufen. Darüber hinaus sollen bildungssprachliche Maßnahmen während der dualen Ausbildung gefördert werden. Ferner ist vorgesehen, das Thema grundlegend in allen Phasen der Lehrerbildung zu integrieren sowie den Lehrkräften Lektüreempfehlungen an die Hand zu geben.
 

Mehr Deutsch, deutsche Rechtschreibung und Deutschlektüre entlang der Bildungskette

Die Umsetzung ist zeitlich gestaffelt; ab dem kommenden Schuljahr sollen jedoch bereits die folgenden Schritte realisiert werden: Alle Kinder mit Schwierigkeiten in Deutsch müssen verpflichtend an Vorlaufkursen teilnehmen. Als Vorbereitung für den Wechsel auf die weiterführende Schule soll in der vierten Primarstufe zudem eine zusätzliche Deutschstunde zur Übung und Vertiefung angeboten werden. Ab dem zweiten Schulhalbjahr 2021/2022 sind in der ersten Primarstufe die Anwendung alternativer Lernmethoden wie "Schreiben nach Gehör" nicht mehr zulässig. Mit Beginn des Schuljahrs 2022/2023 sollen in der nächsten Umsetzungsphase erneut eine verbundene Handschrift sowie ein verbindlicher Grundwortschatz bis zum Verlassen der Grundschule erlernt werden. In den Jahrgangsstufen 9 und 10 wird ab diesem Schuljahr außerdem ein verbindlicher Fehlerindex eingeführt, der auch Einfluss auf die Notengebung haben soll. Mittels einer Mindestanzahl an zu lesenden Lektüren werden alle Maßnahmen durch verstärkte Leseförderung und Lesemotivation flankiert. Hierzu zählt ebenfalls die Teilnahme am Bund-Länder-Programm "BiSS-Transfer" ("Bildung durch Sprache und Schrift"), das sowohl die Sprachbildung als auch die Lese- und Schreibförderung in der Schule unterstützen soll. Für die erfolgreiche Realisierung des Maßnahmenkatalogs sind im Landeshaushalt zusätzliche Mittel vorgesehen, darunter insgesamt 310 neue Stellen für die zusätzliche Deutschstunde und die verpflichtenden Vorlaufkurse. Durch die Verzahnung mit dem Corona-Förderprogramm "Löwenstark – der BildungsKICK" können Einzelmaßnahmen zur gezielten Differenzierung genutzt und zur Vertiefung und Kompensation einschließlich des systematischen Ausbaus bildungssprachlicher Kompetenzen eingesetzt werden.
 

Verstärkung erwünscht – Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Bildungsstiftungen

Um bei Schülerinnen und Schülern die Freude am Lesen zu wecken, kooperiert das HKM mit der Stiftung Lesen. Hierzu wurde ein "Nationaler Lesepakt" ins Leben gerufen, zu dem der Hauptgeschäftsführer der Stiftung Dr. Jörg F. Maas in der Pressekonferenz vom 24. Juni erklärte: "Sprache eröffnet viele Möglichkeiten. Kindern, die gut Deutsch sprechen und verstehen, fällt es leichter, sich zu verständigen, Lerninhalten zu folgen, um Unterstützung zu bitten und Freundschaften zu schließen. Lesen und Vorlesen spielen dabei eine entscheidende Rolle und sind ein wichtiger Zugang für Familien mit anderen Herkunftssprachen: Über Geschichten kommen Kinder mit neuen Wörtern in Berührung, verstehen, wie sie verwendet werden, und erschließen sich spielerisch eine fremde Sprache." Neben der Kooperation mit der Stiftung Lesen beinhaltet das Maßnahmenpaket die Einrichtung eines "Kompetenzzentrums Bildungssprache". Hierbei soll an die bereits 2020 gegründete Kompetenzstelle Orthografie angeknüpft werden, die u.a. in Zusammenarbeit mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt entstanden ist. Der Vorsitzende der Stiftung Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt lobte daher ebenfalls die fruchtbaren Kooperationsbeziehungen mit dem Land Hessen und unterstrich: "Worauf es uns in der Stiftung Polytechnische Gesellschaft ankommt, ist die Förderung der Bildungssprache Deutsch, und zwar auf drei Ebenen: Grammatik, Lesen und Schreiben, und dies von der Grundschule bis zur Oberstufe."

Neben dem aktuellen Koalitionsvertrag der hessischen Landesregierung, der der Bildungssprache Deutsch einen essentiellen Stellenwert einräumt, hat die Kultusministerkonferenz (KMK) Ende 2019 auf Initiative des damaligen Präsidentschaftslandes Hessen eine Empfehlung zu ihrer Förderung verabschiedet. Unter dem Titel "Bildungssprachliche Kompetenzen in der deutschen Sprache stärken" hat sie konkrete Praxisempfehlungen für Schulen bundesweit ausgesprochen, die einen Orientierungsrahmen für die Stärkung bildungssprachlicher Kompetenzen bieten sollen.

Pressemitteilung vom 24.06.2021 sowie weitere Informationen zum Thema auf dem Internetauftritt des HKM

Mehr Informationen zum Thema auf der Internetpräsenz der Transferagentur Hessen:

Meldung zur KMK-Empfehlung vom 31.01.2020

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