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Geflüchtete vor allem bei Jüngeren willkommen

Bertelsmann-Studie mit repräsentativer Bevölkerungsumfrage erschienen

Wie haben sich die Einstellungen in der deutschsprachigen Bevölkerung zu den Themen Flucht und Migration entwickelt, insbesondere im Nachgang zu den stärkeren Migrationsbewegungen in den Jahren 2015/ 2016? Dieser und ähnlichen Fragen geht die jüngst veröffentliche Studie "Willkommenskultur zwischen Skepsis und Pragmatik: Deutschland nach der 'Fluchtkrise'" der Bertelsmann Stiftung nach. Insgesamt sind zwei Drittel der Befragten überzeugt, dass Zugewanderte nach wie vor lokal willkommen seien. Zudem vertritt mit 65% eine fast ebenso große Gruppe an Menschen die Ansicht, dass Einwanderung sich positiv auf die Wirtschaft auswirke. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, befürwortet darüber hinaus ein steigender Anteil an Menschen den Zuzug ausländischer Fachkräfte. Andere Strategien gegen den Fachkräftemangel wie eine höhere Frauenerwerbsquote oder eine längere Lebensarbeitszeit sind hingegen unpopulärer. Fast 80% der Befragten nehmen des Weiteren eine Offenheit in den kommunalen Behörden wahr. Allerdings fallen die Ergebnisse je nach Wohnort auch unterschiedlich aus. Neben regionalen Differenzen stellt vor allem das Alter der Befragten einen signifikanten Faktor dar. Junge Menschen blicken positiv auf die Einwanderung und befürchten weder für den Sozialstaat noch bei der Wohnungssuche größere Belastungen. Nur eine Minderheit der Jüngeren glaubt, dass es zu viel Einwanderung gebe. Die Befragungsergebnisse legen zudem einen direkten Zusammenhang zwischen Bildungsabschlüssen und der Offenheit für Migration nahe: Je höher der Abschluss, desto eher wird Zuwanderung aus dem Ausland unterstützt.

Akzeptanz wächst mit der Zeit

Durch Vergleiche mit vorherigen Studien aus den Jahren 2012, 2015 und 2017 kann die neue Studie auch Aussagen zu Trends und Entwicklungen treffen. Obwohl das Verhältnis der deutschsprachigen Bevölkerung zu den Themen Einwanderung und Integration noch durchaus als ambivalent beschrieben werden kann, hat sich die Einstellung insgesamt positiv verändert. Der Vorstand der Bertelsmann Stiftung Jörg Dräger nimmt daher auch eine Normalisierung in den Haltungen der Menschen war: "Deutschland hat den Stresstest der Fluchtzuwanderung ab 2015 gut gemeistert und stabilisiert sich als pragmatisches Einwanderungsland. Die Bevölkerung hat die Herausforderungen von Migration klar vor Augen, sieht aber auch die Chancen für eine alternde Gesellschaft." Um der Skepsis gegenüber negativen Auswirkungen der Migration wirkungsvoll zu begegnen, plädiert Jörg Dräger für eine bessere Steuerung von Flucht- und Migrationsbewegungen mittels geeigneter Instrumente wie dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz. In diesem Kontext könne der Staat darüber hinaus an die Offenheit aus großen Teilen der Bevölkerung anknüpfen und bürgerschaftliche Gruppen systematisch bei der Aufnahme und Integration von Geflüchteten einbinden.

Die aktuelle Bertelsmann-Studie geht auf eine repräsentative Bevölkerungsumfrage zurück, die das Befragungsinstitut Kantar EMNID vom 1. bis 15. April 2019 durchgeführt hat. Befragt wurden 2.024 Personen der deutschsprachigen Bevölkerung in Privathaushalten ab 14 Jahren in Deutschland. Erstmals wurden auch ausgewählte Fragen aus der Umfrage im Rahmen der jährlichen repräsentativen Erhebung von Einstellungen zu Migration und Integration durch das kanadische Umfrageinstitut Environics in Toronto in Kanada gestellt. Dadurch sind Vergleiche zwischen Deutschland und Kanada möglich.

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