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Fairer Start ins Leben? UNICEF-Studie untersucht Bildungschancen von Kindern in Industrieländern

Laut Kinderrechtskonvention sollen alle Kinder das Recht auf Bildung auf Grundlage von Chancengleichheit erhalten. Dass gerade diese Basis auch in den Industrienationen nicht immer vorhanden ist, verdeutlichen Ergebnisse der Studie "Ein unfairer Start ins Leben", die das Forschungszentrum Innocenti des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF) in Florenz im Spätherbst letzten Jahres veröffentlicht hat. Mit einer Rangliste werden hier die Bildungsungleichheiten für Kinder aus 41 Industrieländern dargestellt. Demnach hat Deutschland großes Optimierungspotenzial, denn es liegt mit Platz 23 im unteren Mittelfeld. Lettland führt als gerechtestes Land die Tabelle an und die Länder Bulgarien und Malta bilden das Schlusslicht.

Frühkindliche Förderung für jedes Kind nötig

Die Studie untersucht, inwiefern die Bildungschancen von Kindern in der Europäischen Union (EU) und den Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bereits durch ihre Ausgangslagen beeinflusst werden. Dabei wurden vor allem Faktoren wie das Geschlecht, der Migrationshintergrund oder die Berufe der Eltern in den Bereichen frühkindliche Förderung, Grundschule und weiterführende Schule betrachtet. Im internationalen Vergleich kristallisierte sich heraus, dass in allen Ländern theoretisch ein höheres Bildungsniveau und auch mehr Chancengleichheit möglich seien. Dabei unterstrich Priscilla Idele, die Leiterin des Forschungszentrums: „Alle Industrieländer können und müssen benachteiligte Kinder besser fördern, denn diese bleiben am häufigsten zurück.“

Empfehlungen für die Politik

Auch wenn die Gründe für Bildungsungleichheit vielfältig und komplex sind, lassen sich aufgrund der Studie generelle Ursachen ableiten. Zwar wollen und können die Autoren der Studie keine individuelle Lösung für jedes Land anbieten, doch nennen sie sechs Grundprinzipien für mehr Bildungsgerechtigkeit, an denen sich die Politik in allen Staaten orientieren sollte:

  1. Frühkindliche Förderung sollte für jedes Kind gewährleistet sein, um soziale und ökonomische Ungleichheiten aus dem Elternhaus zu verringern.
  2. Ein Mindestmaß an Kernkompetenzen muss für jedes Kind sichergestellt sein, damit die erfolgreiche gesellschaftliche Teilhabe möglich ist.
  3. Soziale und ökonomische Ungleichheiten sollten durch eine Kombination von finanzieller Unterstützung und öffentlichen Dienstleistungen reduziert werden.
  4. Geschlechterunterschiede bei der Bildung sind zu verringern. Dafür sollten die Kinder nicht nur gleichermaßen gefördert werden, sondern die Mischung der Lehrkräfte sollte ausgewogen und Geschlechterstereotypen überwunden werden.
  5. Bessere Daten sollten erhoben werden, die länderübergreifend und vergleichbar sind, damit die Bildungsforschung genauere Aussagen machen kann.
  6. Den Fokus auf Chancengleichheit zu setzen, da diese nicht – wie oft angenommen – zu einem geringeren Leistungsniveau führen.

Für das Kindergartenalter wurden Ungleichheiten beim Zugang der Mädchen und Jungen zu frühkindlicher Förderung untersucht. Für das Grundschulalter und das Sekundarschulalter wurden Ungleichheiten bei der Lesekompetenz im Alter von zehn beziehungsweise 15 Jahren dokumentiert. Gerade die Lesekompetenz am Ende der Pflichtschulzeit ist ein Schlüsselfaktor, denn sie spielt eine entscheidende Rolle für den zukünftigen Lebensweg.

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