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Stiftungen als Partner für die Integration. Kommunale Gestaltung von Bildung mit zivilgesellschaftlichen Akteuren

Art: Fachtag
Ort: Haus am Dom, Frankfurt am Main
Datum: 19.02.2016
Uhrzeit: 12:30–16:00 Uhr

Wenn eins und eins mehr als zwei ergibt, steckt oft eine Kooperation dahinter. Diese Gleichung gilt auch für die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Stiftungen. Wie Kommunen ihre Bildungsziele gemeinsam mit Stiftungen leichter erreichen, war Gegenstand der Fachtagung "Stiftungen als Partner für Integration". Unter diesem Titel lud die Transferagentur Kommunales Bildungsmanagement Hessen in Kooperation mit dem Netzwerk Stiftungen und Bildung im Bundesverband Deutscher Stiftungen am 19. Februar 2016 nach Frankfurt ein. Die Expertinnen und Experten, die Teil des Wissensnetzwerkes Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sind, legten gemeinsam mit namhaften Stiftungen dar, wie Zusammenarbeit den Integrationsprozess unterstützen kann. So konnten sich insgesamt 22 Führungs- und Fachkräfte aus der Bildungs- und Sozialverwaltung sowie kommunalpolitische Verantwortliche und 22 Vertreter von Stiftungen über Aufbau, Entwicklung und Ausbau von Kooperationen zwischen Kommunen und Stiftungen sowie zivilgesellschaftlichen Akteuren informieren. Der Fachtag sollte dazu anregen, das Potenzial von Stiftungen als Partner von kommunalem Bildungsmanagement stärker einzubeziehen. Zu diesem Zweck wurden für den Bereich der Integrationsarbeit Beispiele guter Praxis vor- und zur Diskussion gestellt.

Nach der Begrüßung durch die Leiterinnen der Transferagentur Hessen und der Koordinierungsstelle des Netzwerkes Stiftungen und Bildung, Felicitas von Küchler und Sabine Süß, begann der Fachtag mit einer Gesprächsrunde, für die unter anderem der Staatssekretär Jo Dreiseitel, Bevollmächtigter für Integration und Antidiskriminierung im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, gewonnen werden konnte. Gemeinsam mit Bürgermeister Peter Schneider, Dezernent für Erziehung, Bildung, Jugend und Umwelt der Stadt Offenbach a.M., Dr. Marie-Luise Stoll-Steffan, Regionalkuratorin Hessen und Rheinland-Pfalz und stellvertretende Vorstandsvorsitzende von "Die Wiesbaden Stiftung" sowie Sabine Süß, Leiterin der Koordinierungsstelle des Netzwerkes Stiftungen und Bildung im Bundesverband Deutscher Stiftungen, wurde darüber diskutiert, wie Kommunen sich nicht nur als Arbeits- und Lebensort, sondern auch als Orte der Integration darstellen.

Mit vier verschiedenen Impulsvorträgen wurden im zweiten Teil der Veranstaltung praxisorientierte Einblicke zu Aufbau, Entwicklung und Ausbau von Kooperationen zwischen Stiftungen und Kommunen gegeben. Den Anfang machte Oliver Beddies, Projektleiter der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, unter dem Titel "Kooperatives Arbeiten zwischen Stiftungen und Kommune". Sein Vortrag zeigte auf, wie eine Kooperation zwischen Kommune und Stiftung alle Stationen im lebenslangen Lernen begleiten kann. Darüber hinaus arbeitete er die wichtigsten Gelingensfaktoren für eine solche Zusammenarbeit heraus.

"Themen wie demografischer Wandel und die neue Zuwanderungswelle stellen lokale Bildungslandschaften vor besonderen Herausforderungen. Dabei sind Bildung und Integration Gemeinschaftsaufgabe. Als Teil der Zivilgesellschaft bieten Stiftungen passgenaue Lösungen und verfügen über eine Vielzahl an Kompetenzen. Bei der Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Stiftungen können starke Partnerschaften entstehen. Mit Fachkompetenz, Erfahrung und struktureller Reichweite gepaart mit Dynamik, Schlagkraft und Reaktionsschnelligkeit können so nachhaltige Erfolge erzielt werden. Bei der Vermittlung dieser Partnerschaft leistet die Transferagentur Kommunales Bildungsmanagement Hessen einen wichtigen Beitrag."
(Oliver Beddies, Projektleiter der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main)

"Das Diesterweg-Stipendium als Erfolgsbeispiel gelingender Kooperation für Integration" war Thema des zweiten Vortrags, den Edda Haack, Leiterin des Diakonischen Werkes Darmstadt-Dieburg, und Walter Hiller, Repräsentant der Software AG-Stiftung, hielten. Sie berichteten von ihrer Erfahrung, wie man als Verantwortungsgemeinschaft nachhaltige Strukturen schaffen kann.

"Um eine Bildungslandschaft sinnvoll und für alle Menschen zugänglich zu gestalten, braucht es viele AkteurInnen, VerantwortungsträgerInnen und zuverlässige Strukturen. Der Fachtag hat gezeigt, dass gerade in dem Zusammenführen von zivilgesellschaftlichem Engagement und Ressourcen (hier insbesondere Stiftungen, aber auch Verbände, Kirchen und Bürgerschaft) und lokaler Politik und Verwaltung eine Verantwortungsgemeinschaft für bedarfsbezogene Entwicklungen entstehen kann. Viele unterschiedliche (Bildungs-)Pflänzchen können an unterschiedlichen Orten zum Blühen gebracht werden, die nicht unter dem ständigen Damoklesschwert der Finanzierbarkeit stehen. Der Fokus wird auf das gelenkt, was vor Ort in den Lebensräumen der Menschen gebraucht wird, und der Bildungsbegriff wird darüber nicht eingeengt auf formale Bildung. Non-formales und informelles Lernen rücken über das Bündeln von Ressourcen ins Ermöglichen von Maßnahmen und Projekten, die Strahlkraft haben, über ihren Aktionsradius hinaus."

Um "Gelungene Kooperation durch die Unterstützung von Bildungsinstitutionen" im Lahn-Dill-Kreis ging es im Anschluss in dem Impulsvortrag von Stephan Aurand, Hauptamtlicher Kreisbeigeordneter Lahn-Dill-Kreis und Friedemann Hensgen, Vorstandsvorsitzender der Rittal Foundation. Am Beispiel der Amadeus-Junior-Akademie zeigten sie auf, wie aus einer Initiativkooperation diverse Folgeprojekte entstehen und sich eine tiefgreifende Partnerschaft entwickelt.

"Die Fachtagung habe ich als interessant und hilfreich erlebt. Vor allem die Vielfalt der Stiftungsmodelle in Hessen beeindruckt mich. Für uns in der Region bildet die Zusammenarbeit mit der Rittal-Foundation eine zentrale Förderung von sozialen, diakonischen und kulturellen Projekten. Konkret profitieren z. B. Kinder und Jugendliche der Musikschule, der Wilhelm-von-Oranien-Schule und damit Kinder und Jugendliche aus dem gesamten Lahn-Dill-Gebiet durch die Amadeus-Junior-Akademie."

(Stephan Aurand, Hauptamtlicher Kreisbeigeordneter Lahn-Dill-Kreis)




"Die Veranstaltung zum Thema "Stiftungen als Partner für Integration" hat ein brandaktuelles und die gesamte Gesellschaft bewegendes Thema aufgenommen. Die Rittal Foundation hat sich ja frühzeitig in der Frage der Integration von Flüchtlingen in Arbeit engagiert. In Gesprächen mit Ehrenamtlichen über das Projekt wird immer wieder der Wunsch nach einer Vernetzung und Synchronisierung der vielfältigen Hilfsangebote geäußert. Die Veranstaltung hat gleich zu Beginn in der Auftaktgesprächsrunde Antworten zu dieser Frage geliefert und auch im Anschluss Möglichkeiten zur Vernetzung aufgezeigt. Das breite Spektrum an Beispielen -  von stadtbezogenen bis überregional angelegten Kooperationen sowie von Sprachförderung bis zum Sport - hat mir wertvolle Anregungen zum Beispiel für eigene aktuelle Stadtteilprojekte geliefert. Aus der regen Beteiligung am Austausch im Plenum darf sicher geschlossen werden, dass auch die übrigen Teilnehmer die Veranstaltung als wertvolle Plattform für den Austausch und für Anregungen sehen." (Friedemann Hensgen, Vorstandsvorsitzender Rittal Foundation)

Zum Abschluss der Impulsvorträge stellten Gisela Stang, Bürgermeisterin der Kreisstadt Hofheim am Taunus und Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Hofheim und Dr. Kenan Önen, Geschäftsführer Bildung-Kickt gGmbH, am Beispiel von "Bildung-Kickt" vor, wie das Schlagwort "Integration durch Bildung" konkret aussehen kann. Das gemeinnützige Modellprojekt mit individueller Sport- und Bildungsförderung wurde in gemeinsamer Anstrengung realisiert und schuf verschiedene Folgekooperationen für die einzelnen Stipendiaten.

Die Vorträge wurden anschließend als Impulse für den Austausch mit dem Plenum genutzt.

Die Diskussion zeigte ein großes Interesse auf allen Seiten der beteiligten Akteure. Insbesondere die Rolle der Transferagentur Hessen wurde im Zusammenhang der kommunalen Kooperation mit Stiftungen im Bildungszusammenhang hervorgehoben. Als Experten für Netzwerkarbeit im Kommunalen Bildungsmanagement können die Fachleute der Transferagentur Hessen Hilfen zur Weichenstellung von Kooperationen geben und gute Beispiele aufzeigen. Veranstaltungen wie diese Fachtagung sind zudem ein Instrument für diesen Zweck. Der große Zulauf und die gute Resonanz bestätigen dies und sind zudem Anlass für die Transferagentur Hessen, ähnliche Termine auch künftig anzubieten.

Fotoimpressionen

Fotos: Joachim Storch

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