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Kleinräumige Bildungsdaten gewinnen - Seminar für Einsteiger ins Bildungsmonitoring

Art: Seminar
Ort: Umweltinstitut Offenbach GmbH, Frankfurter Straße 48, 63065 Offenbach am Main
Datum: 24.09.2015
Uhrzeit: 10:00-16:00 Uhr

Hessische Kommunen nutzten am 24. September 2015 das Angebot der Transferagentur Hessen und informierten sich in den Räumen des Umweltinstituts in Offenbach über Möglichkeiten der Gewinnung von kleinräumigen Bildungsdaten. Für kreisangehörige Städte und Gemeinden und Sonderstatusstädte ist der Zugang zu Bildungsdaten erschwert, da diese nicht regulär von der amtlichen Statistik zur Verfügung gestellt werden. Das Seminar zeigte Möglichkeiten zur Gewinnung kleinräumiger Daten auf – sei es aus Daten der amtlichen Statistik oder durch alternative Datengewinnungsstrategien. Neben den Beiträgen der Referenten stieß auch der Erfahrungsaustausch untereinander auf positive Resonanz und gab den Teilnehmenden neue Impulse für die Umsetzung ihrer Vorhaben.

Arbeit mit unterschiedlichen Datengrundlagen

Christoph Fischer vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg empfahl den Teilnehmenden beim Aufbau eines Bildungsmonitorings ausreichend Ressourcen – zeitlich wie auch personell – für die Vorbereitung einzuplanen. Dabei sollten sie folgende Fragen beantworten können: Welchen Zweck soll ein kommunales Bildungsmonitoring erfüllen? Welche Daten werden bereits von wem erhoben und aufbereitet? Welche Fachexperten vor Ort sollen einbezogen werden? Gerade zu Beginn sei es empfehlenswert, mit Sekundärdaten zu arbeiten. Sie genügten Qualitätsstandards. Eigene Erhebungen seien sinnvoll, wenn Daten aus der amtlichen Statistik nicht zur Verfügung stehen. Die Gewinnung von Primärdaten durch eigene Erhebungen sollte aufgrund der Kosten- und Personalintensität genauestens auf den Nutzen hin geprüft werden.

Verknüpfung von Primär- mit Sekundärdaten am Beispiel des Heilbronner Bildungsberichts

Den alle zwei Jahre erscheinenden Heilbronner Bildungsbericht präsentierte Hansjörg Winter. Er gliedert sich in die Themenfelder "Das Kommunale Bildungsmanagement in Heilbronn", die "Evaluierung der vier Leitziele" und "Informationen und Statistik". Die Datengrundlage bilden Ergebnisse der amtlichen Schulstatistik, Zahlen von Kooperationspartnern und Daten, die aus eigenen Abfragen generiert wurden. Das Ganztagsangebot der Schulen kann somit bspw. einrichtungsscharf erfasst werden. Daten von Privatschulen werden ebenfalls im Bildungsbericht erfasst. Die Motivation privater Bildungseinrichtungen, Daten an das Bildungsbüro zu liefern, gründet sich auf der Popularität des Bildungsberichts und der Möglichkeit, sich einem breiteren Publikum als Bildungseinrichtung zu präsentieren. Der umfangreiche Bildungsbericht überzeugte die Teilnehmenden durch seine klare Struktur: Grafik, Tabelle und Anmerkung und der Bezug zu den Bildungszielen der Stadt Heilbronn finden sich auf einer Seite und bieten somit viele Lesarten. In der Fachabteilung seien zwei Personen für zwei Monate mit der Erarbeitung des Berichts beschäftigt, beantwortet Hansjörg Winter die Frage nach den benötigten Ressourcen. In den vergangenen Jahren sei auch das Interesse der Öffentlichkeit am Bericht gewachsen und die Politik erwarte von den Autoren/-innen immer stärker Interpretationshilfen.

Anwendungsbeispiel Sozialraumanalysen

Als einen Sonderfall für kleinräumige Daten stellte Dr. Jutta Laukart unterschiedliche Datengrundlagen von Sozialraumanalysen einander gegenüber. Während bspw. in Berlin und Wiesbaden den stadtteilspezifischen Sozialraumanalysen sehr viele Indikatoren zugrunde liegen, haben Frankfurt, Offenbach und der Rheingau-Taunus-Kreis Sozialindizes entwickelt, die sich aus wenigen Indikatoren speisen. Beispielhaft sei auch der Frankfurter Gesundheitsindex, da dieser in Kombination mit dem Sozialindex sichtbar macht, dass Kinder und Jugendliche in städtischen Räumen unter mehrfacher Benachteiligung leiden. Als besonders aussagekräftig für die Analyse von Sozialräumen empfahl Dr. Jutta Laukart den Indikator "Kinder in Bedarfsgemeinschaften".

Bildungsberichterstattung für den Übergang von der Schule in den Beruf

Für den Übergang von der Schule in den Beruf stellte Monika Käseberg aus dem Landkreis Groß-Gerau die Verlaufsstatistik vor. Seit dem Jahr 2000 wird kreisweit das gleiche Übergangsmanagement durchgeführt, das seit 2007 auf der Verlaufsstatistik basiert: Alle Schüler/-innen in Abgangsklassen (Haupt-/Realschule) werden vom Kreis über knapp 1,4 Jahre (vom Beginn des Abgangsschuljahres bis zum 31.12. nach dessen Ende) "begleitet". Zu drei Stichtagen pro Schuljahr wird vermerkt, wo die Schüler/-innen gerade stehen. Diese zeitlich begrenzte, datenbasierte Beobachtung eines jeden Abgangsjahrgangs lässt Rückschlüsse auf individuelle wie auch strukturelle Bildungsbedarfe zu. Bis auf wenige Ausnahmefälle gelinge es, alle Schüler zu erfassen und bei Bedarf mit Beratungsangeboten beim Übergang von der Schule in den Beruf zu begleiten. Die Daten werden von den Schulen in eine Datenbank eingepflegt. Die Bereitschaft der Schulen zur Kooperation stieß bei den Teilnehmenden auf großes Interesse. Diese sei nach Aussage der Referentin groß, weil der Kreis mit jeder Schule Auswertungsgespräche führe und die Zusammenarbeit auf festen Vereinbarungen basiere.

Kontakt:

Dr. Jutta Laukart
Telefon: 069 / 27224-729
E-Mail: jutta.laukart@remove-this.transferagentur-hessen.de
Fax: 069 / 27224-30

Transferagentur Kommunales Bildungsmanagement Hessen
INBAS GmbH, Herrnstraße 53, 63065 Offenbach

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