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Fokusgruppe 2: Herkunft, Sozialraum, Setting – Was bestimmt den Bildungserfolg und was müssen wir im DKBM analysieren?

Volker Kersting, ZEFIR Ruhr-Uni Bochum – Verein für Sozialplanung e.V.

Die Fokusgruppe widmete sich Hintergründen und Entwicklungslinien von sozialräumlich differenziertem kommunalem Bildungsmonitoring. Durch Impulse aus kommunaler Forschung und Praxis wurde die Bandbreite sozialräumlicher Ansätze beleuchtet, der Wert und die Nutzbarkeit kommunaler und übergeordneter Datensätze diskutiert und geschaut, welchen Mehrwert sozialraumbezogene Analysen für die kommunale Steuerung für bessere Bildungsteilhabe erzeugen kann.


Zentrale Thesen

✓  Insbesondere in der Kindheit seien bedeutsame Effekte des familiären Hintergrunds und Wohnumfeld auf das Wohlergehen und die spätere Bildungsbiografie von Kindern auszumachen. Hier könnten präventive Maßnahmen hohe Wirkung erzielen.

✓  Durch eine sozialräumlich differenzierte Betrachtung könnten Bedarfe für (kommunale) Maßnahmen dort sichtbar gemacht werden, wo sie unmittelbar notwendig und sinnvoll seien. Die Definition unterschiedlicher Sozialräume kann dabei je nach Fragestellung sinnvoll, aber auch komplex sein.

✓  Sozialräumlich differenziertes Bildungsmonitoring habe in der bildungspolitischen Diskussion und in der Praxis der Bildungsberichterstattung insgesamt an Bedeutung gewonnen. Kommunen hätten hier viel Spielraum für eine datenbasierte Beobachtung und Intervention, der bisher noch (zu) wenig ausgeschöpft werde.


 

Volker Kersting erläuterte in seinem Impuls die Einflüsse sozialer Belastungslagen auf kindliche Entwicklungen und die besondere Wirksamkeit von ausgleichenden und präventiven Maßnahmen in diesem Altersbereich. Einige kindliche Entwicklungen ließen sich gezielt durch die Teilhabe an bestimmten Angeboten fördern, wie bspw. Kreativität, Sprach- oder Zählfähigkeit durch früheren KiTa-Besuch, die Mitgliedschaft in einem Sportverein oder ein anregendes Wohnumfeld.

Soziale Belastungslagen könnten räumlich abgebildet und damit im direkten Umfeld (Familie, Einrichtungen der Bildung und Betreuung) kleinräumig „lokalisiert“ werden. Raumeffekte zeigten sich vor allem in der direkten Umgebung und Nachbarschaft und weniger in größeren geografischen/statistischen Einheiten. Es ließe sich also nicht kausal von der sozialen Zusammensetzung eines Stadtteils auf die Belastungslagen einzelner Einrichtungen wie KiTas oder Schulen schließen. Für die gezielte Förderung und Mittelallokation müsse der Fokus darum mehr auf Einrichtungsebene (Setting-Bezug) ausgerichtet sein.

Kreisen und kreisfreien Städten stünde dafür in den meisten Fällen ein Fundus kommunaler Daten und Erkenntnisse zu übertragbaren Zusammenhängen zur Verfügung (z.B. SEU, Mobilitätsdaten, Wahldaten, Kinderarmut nach Schuleinzugsgebieten, Erkenntnisse aus der kommunalen Praxisforschung wie KeKiz), die noch wenig für die (präventive) kommunale Bildungsplanung ausgeschöpft würden. An Beispielen verdeutlichte Volker Kersting Möglichkeiten und Aussagekraft durch die Verknüpfung kommunaler Mikrodaten.

Verdeutlicht wurde dabei auch die Bedeutung kommunikativer Aspekte in der Arbeit mit Daten: Quantitativen Analysen seien wichtige Grundlage, für eine sinnvoll abgestimmte kommunale Bildungssteuerung sei aber die flankierende Kommunikation, Reflexion und Diskussion der Fragestellungen und Ergebnisse von ähnlich großer Bedeutung.

Teile des Impulses von Volker Kersting sind nachzulesen in unserer Fachpublikation Fokus Sozialraum: Auf dem Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit (2019).

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