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Diskussionsrunde 1: Fachkräftesicherung durch DKBM fördern – Impulse aus Praxis & Forschung

Daniel Hagemeier, Universität Paderborn & Matthias Riesterer, Bildungsmanagement, Kreis Offenbach

In der Diskussionsrunde 1 erörterten Daniel Hagemeier und Matthias Riesterer gemeinsam mit den Teilnehmenden Erkenntnisse aus der Berufsbildungsforschung und wissenschaftlichen Begleitung der Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement sowie Erfahrungen aus der Praxis im datenbasierten kommunalen Bildungsmanagement.

Zentrale Thesen

✓  Fachkräftesicherung ist ein komplexer Themenbereich, der viele Dimensionen umfasst. Um eine Analyse der Situation vor Ort durchzuführen, müssen daher verschiedene Aspekte betrachtet und Daten in den regionalen Kontext gesetzt werden, um Ursachen für Fachkräfteengpässe zu identifizieren und dazu passende Handlungsmöglichkeiten zu eruieren.

✓  Dabei sind einige Aspekte und Zusammenhänge bisher kaum oder gar nicht in übergreifend verfügbaren Datenquellen abgebildet.

✓  Kommunales Bildungsmanagement kann eine koordinierende und moderierende Rolle bei der Zusammenführung der verschiedenen Akteure vor Ort übernehmen. Die Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven der verschiedenen Akteure und die Nutzung gemeinsamer Handlungsspielräume können so zu praxisorientierten Lösungen führen.


Daniel Hagemeier erläuterte Begrifflichkeiten und Dimensionen, die im Rahmen einer Fachkräftedebatte auf kommunaler Ebene bedeutsam sind. Neben klassischen Betrachtungen regionaler Fachkräfteengpässe oder Ausbildungsmärkte könnten viele weitere Aspekte einbezogen werden, die Hinweise vor allem auf Ursachen für geringere Erwerbsbeteiligung, Passungsprobleme, Fachkräftemangel oder -überschüsse geben. So führte er fehlende Angebote in der frühkindlichen Bildung und Ganztagsbetreuung (Erwerbsbeteiligung von Erziehenden), fehlende berufliche Orientierungsangebote, Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt (Jugendliche und junge Erwachsene) aber auch strukturelle Aspekte wie Zuwanderung, örtliche Wirtschaftsstruktur, Arbeitskultur etc. auf.. Verschiedene Quellen liefern hierzu Daten, die gemeinsam mit den relevanten Akteuren vor Ort interpretiert und so in den regionalspezifischen Kontext gesetzt werden müssten, um Ursachen für Fachkräfteengpässe und Handlungsspielräume zu deren Bekämpfung identifizieren zu können.

Die Diskussion unter den Teilnehmenden drehte sich u.a. um Lücken in der Datenlage: Hier seien einige Befunde nur schwer abbildbar: Zum Beispiel wisse man wenig über die hohe Anzahl unversorgter Jugendlicher (s. Monitor Ausbildungschancen 2023) oder über die Gewichtung formaler Kriterien bei der nicht-Besetzung einer Ausbildungsstelle seitens der Betriebe.

Berufliche Aus- und Weiterbildung und Fachkräftesicherung seien bislang in der Bildungsplanung in vielen Kommunen unterrepräsentiert. Gleichwohl könne eine Zusammenarbeit der entsprechenden Akteure gut durch ein DKBM initiiert und begleitet werden. Wie dies in der kommunalen Praxis aussehen kann, stellte Matthias Riesterer aus seiner Arbeit als Bildungsmanager im Kreis Offenbach dar: Ausgehend von einer internen Bedarfsanalyse wurden hier unter dem Dach von drei Dezernaten eine Lenkungsgruppe (politische Ebene) gegründet und der Handlungsschwerpunkt Fachkräftesicherung im Erzieherbereich identifiziert. Dazu wurde die ressort- und fachübergreifende „Fachgruppe (Arbeitsebene) Fachkräftegewinnung“ eingerichtet, die gemeinsam mit wichtigen Akteuren zu den Tätigkeitsfeldern ErzieherIn, Kindertagespflege und Schulkindbetreuung Schwerpunkte identifiziert, Lösungen erarbeitet und Maßnahmen aufeinander abstimmt.  Durch diese breite Vernetzung und Beteilung der Kreisverwaltung (Jugendamt/Fachaufsicht, Schulträger/Eigenbetrieb GiP, Integrationsbüro), der kommunalen Träger sowie des KJC, der Agentur für Arbeit und der Fachschule für Sozialwesen werden konkrete Schnittstellen deutlich und Zuständigkeiten und Kooperationen direkt geklärt. Damit gelingt eine kontinuierliche Weiterentwicklung im Themenfeld und oft auch ganz pragmatische und einfallsreiche Lösungen – initiiert, koordiniert und moderiert vom Bildungsmanagement.

Beide inhaltlichen Impulse sind nachzulesen in unserer Fachpublikation Fachkräftesicherung im kommunalen Bildungsmanagement (2022).

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