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Bildungsbericht 2016: Trend zu höherer Bildung, aber nicht für alle

Der gemeinsam von Bund und Ländern in Auftrag gegebene Bericht "Bildung in Deutschland" erscheint alle zwei Jahre und bietet eine umfassende empirische Bestandsaufnahme des deutschen Bildungswesens, die von der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung bis zu den verschiedenen Formen der Weiterbildung im Erwachsenenalter reicht.

Dabei werden auch jene Bildungsprozesse berücksichtigt, die sich mit non-formaler Bildung und informellem Lernen beschreiben lassen.

Die Autorengruppe der der diesjährigen Bildungsberichterstattung kann eine Reihe positiver Bildungseffekte vermelden. Gleichzeitig nehmen Disparitäten zwischen Regionen zu, und nicht alle Bevölkerungsgruppen profitieren im gleichen Maß vom Trend zur höheren Bildung. Regionale Differenzen prägen sich in Abhängigkeit von ökonomischen und sozialstrukturellen Faktoren immer stärker aus. Deutlich wird das an den Unterschieden zwischen Ost-West sowie dem Nord-Süd-Gefälle, aber auch innerhalb eines Bundeslandes sind Unterschiede größer als zwischen den Ländern. Trotz der Kompetenzzuwächse, insbesondere in der Gruppe der leistungsschwachen Schüler, besteht weiterhin ein enger Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und sozialer Lage.
 

Qualität in der frühkindlichen Bildung

Vor diesem Hintergrund plädiert die Autorengruppe dafür, das Thema Qualitätssicherung in der frühkindlichen Bildung neben dem Ausbau der frühkindlichen Bildungsangebote nicht zu vernachlässigen. Elternbefragungen zeigen, dass knapp ein Viertel der Kinder zwischen drei und fünf Jahren eine Sprachförderung benötigt. Obschon die Geburtenrate langfristig sinkt, können die Autoren für das Jahr 2014 mit 715.000 Geburten steigende Kinderzahlen im Vergleich zu 2004 mit 700.000 Geburten vermelden. Das bedeutet, dass der Bedarf an frühkindlichen und schulischen Bildungsangeboten in naher Zukunft steigen wird. Entsprechend ist ebenfalls mit einem weiteren Personalzuwachs in Kindertageseinrichtungen zu rechnen.

Mehr private und ganztägige Schulangebote

Im schulischen Bereich lässt sich eine steigende Zahl von Schülern an integrierten Bildungseinrichtungen beobachten. Diese bieten die Möglichkeit, unterschiedliche Schulabschlüsse zu erwerben und sind häufig als Ganztagsangebote konzipiert. Folglich wachsen auch das Angebot und die Nutzung von Ganztagsangeboten. Insgesamt bieten mittlerweile 60 Prozent der Schulen in Deutschland Ganztagsangebote an. Die Autorengruppe weist daraufhin, dass die Teilnahme am Ganztagsangebot häufig freiwillig ist und keine systematische Abstimmung mit dem regulären Unterricht erfolgt, weshalb eine Weiterentwicklung des Ganztagsangebots empfohlen wird. Allerdings wird dem non-formalen Bereich mit fünf Stunden wöchentlich eine doppelt so hohe Bedeutung wie der Inanspruchnahme des Ganztagsangebots zugesprochen. Die Zunahme von privaten Einrichtungen im schulischen Bereich (insgesamt elf Prozent des Angebots) legt eine Erweiterung von Bildungsoptionen nahe, kann aber auch zu neuen Segmentationsprozessen führen. Hierfür spricht der häufigere Besuch sozialökonomisch besser gestellter Kinder und Jugendlicher von privaten Schulen, selbst wenn sich die Bildungserfolge nicht von den Schüler/innen öffentlicher Schulen unterscheiden.

Risikogruppen mit niedrigen oder fehlenden Schulabschlüssen: Zahlen fallen weiterhin zu hoch aus

Die Risikogruppe der leseschwachen 15-Jährigen hat sich verringert, liegt aber immer noch bei 15 Prozent. Damit ist die Gruppe der Personen ohne Hauptschulabschluss nach Ansicht der Autorengruppe immer noch zu hoch. Der Befund, dass sechs Prozent der Schulabgänger die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen, führt die Autorengruppe zu der Schlussfolgerung, dass es einen Anteil an Jugendlichen mit Abschluss gibt, die höchstens basale Lesefähigkeiten besitzen und bei denen mit Schwierigkeiten am Ausbildungsmarkt zu rechnen ist. Die Autorengruppe sich spricht auch vor diesem Hintergrund für eine weitere Organisation des Übergangs von der Schule in den Beruf aus.

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